Venus

Da Merkur und Venus der Sonne näher sind als die Erde, werden sie von der Erde aus nie weit entfernt von der Sonne gesehen. Merkur und Venus besitzen keine Monde. Venus ist der zweit-innerste Planet und kann der Erde bis auf 38 Mill. km nahe kommen. Sie ist somit ein auffallend helles Objekt am Himmel, nach Sonne und Mond sogar das hellste. Steht sie westlich der Sonne, geht sie vor ihr als Morgenstern im Osten auf, östlich der Sonne kann sie abends nach Sonnenuntergang im Westen als Abendstern gesehen werden. Ähnlich dem Erdmond zeigen Merkur und Venus Phasen (Abb. 4).

Venus besitzt eine dichte Atmosphäre, die eine direkte Beobachtung der Oberfläche im optischen Bereich unmöglich macht. Die Atmosphäre besteht hauptsächlich aus Kohlendioxid (96%) und Stickstoff (3,6%). Das die Atmosphäre durchdringende Licht wird vom Boden teils absorbiert, teils als Wärmestrahlung reflektiert. Letztere wird wiederum von der Atmosphäre absorbiert. Die dadurch bedingte Aufheizung (Treibhauseffekt) ist der Grund für die hohe Oberflächentemperatur von rund 500 Grad Celsius.

 

Abb. 4: Die Venussichel. Aufnahme: F.Sohl/S.Schröder, 21cm-Spiegelteleskop der VSW Rothwesten.

In den letzten Jahren haben wir ein völlig neues Bild der Venus erhalten. Zwischen 1991 und 1994 tastete die amerikanische Magellan-Sonde mittels Radar fast die gesamt Venusoberfläche ab. Mittlerweile sind 98% der Venusoberfläche sehr genau bekannt, damit ist die Venusoberfläche besser erforscht als die Erdoberfläche, da wir nur wenig über den Boden unserer Ozeane wissen.

Abb. 5: Die Vulkane Gula Mons (Höhe 3 km) und Sif Mons (Höhe 3 km), westliche Eistla Regio, Venus. Aufnahme: NASA/JPL.

Offenbar wurde die Venusoberfläche wesentlich durch Vulkanismus, Gesteinsbildungsprozesse und Meteoriteneinschläge überprägt. Mindestens 85% der Oberfläche werden von ausgedehnten Lavaflüssen bedeckt, die dank der Abwesenheit von flüssigem Wasser und starken Winden nur geringe Verwitterungsspuren zeigen. Durch die Radarkartierung der Magellan-Sonde wurden über 100.000 kleine Schildvulkane mit unter 15 km Basisdurchmesser entdeckt, die große Ähnlichkeit mit den Unterwasservulkanen am Grunde der irdischen Ozeane besitzen. Weitere Zeugen des planetaren Vulkanismus sind bis zu 100 km durchmessende Einsturztrichter und pfannkuchenförmige Aufdomungen (engl. pancakes) der Venuskruste. Ausschließlich auf der Venus sind die bis zu 2.000 km großen kreisförmigen Koronae zu finden, die von Faltengebirgsgürteln eingeschlossen werden. Man führt ihre Entstehung auf dynamische Vorgänge tief im Inneren des etwa erdgroßen Planeten zurück. Aufgrund der gleichmäßigen Bedeckung der Oberfläche mit nur etwa 900 Einschlagskratern wird vermutet, daß alle älteren Kraterpopulationen durch intensive, planetenweit auftretende Lavaflußaktivität vor etwa 500 Mill. Jahren ausgelöscht wurden.

Abb. 6: Die Pancake-Vulkane (Durchmesser je 25 km, Höhe 750 m) am östlichen Rand von Alpha Regio auf der Venus. Aufnahme: NASA/JPL.